Kurt-Julius Goldstein

Kurt-Julius Goldstein

† 24.09.2007 in Berlin
Erstellt von Westfälischer Anzeiger

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Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

27.09.2007 um 11:42 Uhr von VRS
1914 in Dortmund geboren, verbrachte Goldstein seine Jugend in Hamm. Die Mutter betrieb ein Handarbeitsgeschäft am Marktplatz, der Sohn besuchte die Oberrealschule an der Feidikstraße. Noch Jahrzehnte später schilderte er eindringlich, wie er dort - Jahre vor der Machtergreifung - von einem Lehrer als Jude schikaniert wurde. Über den Jüdischen Wanderbund und die Sozialistische Jugend fand Goldstein zu den Kommunisten. Die Gymnasiastenmütze habe er hinter der Bahnunterführung abgesetzt, erzählte er - aus Angst, im proletarischen Hammer Westen als Bürgerkind erkannt zu werden. Im Wahlkampf 1930 trat er als Redner für die Kommunisten auf und flog dafür von der Schule. Das Abitur machte er dann 1933 in Münster. Das Zeugnis konnte er nicht mehr persönlich in Empfang nehmen, schreibt Mechthild Brand in ihrem Standardwerk zur Judenverfolgung in Hamm, "Geachtet - geächtet". Die Gestapo suchte den jungen Mann. Mit knapper Not entging er den Häschern in Dortmund, floh ins Saarland und wanderte schließlich nach Palästina aus. Doch dort hielt Goldstein es nicht lange aus, er wollte gegen die Nazis kämpfen. Im Spanischen Bürgerkrieg stand er ab 1936 auf Seiten der Republikaner. Nach der Niederlage 1939 floh er nach Frankreich. Dort wurde er interniert und 1942 an Deutschland ausgeliefert. Goldstein kam nach Auschwitz. Überlebt hat er, so seine Mutmaßung, weil er bei den Hammer Kommunisten ein paar Bergbaubegriffe aufgeschnappt hatte. Zwar sabotierte er den Betrieb im KZ-Bergwerk, doch für die SS galt er als unverzichtbare Fachkraft. Das Kriegsende erlebte er in Buchenwald. Nach dem Zweiten Weltkrieg heiratete Goldstein und wurde Vater von fünf Kindern. Er machte Karriere in der DDR, war Intendant des "Deutschlandsenders" und der "Stimme der DDR". Als einen Kommunisten, sagte er 2006, sehe er sich immer noch. Goldstein stand dem Internationalen Auschwitz-Komitee vor und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.