Heinz Gorlas

Heinz Gorlas

* 31.03.1936
† 15.01.2017 in Hamm-Herringen
Erstellt von heidrun neef
Angelegt am 21.01.2017
2.354 Besuche

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Heinz Gorlas, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Du warst meine große Liebe ??????

22.09.2020 um 17:18 Uhr von heidrun
Weihnachten steht vor der Tür! Die Adventszeit ist immer eine ganz besonders romantische besinnlich aufregende Zeit. Auf den Straßen und in den Geschäften tobt wie jedes Jahr der Bär. Es ist nicht mehr lang bis Heiligabend, alle Kinder haben mittlerweile diesen Glanz in den Augen. Alle freuen sich auf Weihnachten, ganz besonderes ich. Ich war immer schon ein Weihnachtsmensch, konnte an Heiligabend nie die Zeit abwarten bis es endlich soweit war und die Bescherung begann. Aber wie gesagt soweit war es ja noch lange nicht. Am 23.12 klingelt gegen Abend mein Telefon und am anderen Ende ist meine aufgelöste Mutter, sie sagte mir das es meinem Papa nicht gut geht und sie den Krankenwagen gerufen hat. Ich habe sofort aufgelegt , bin in den Flur meine Jacke geholt und bin sofort mit dem Fahrrad zu meinen Eltern. ( meine Eltern wohnen Luftlinie 300 Meter von mir). Als ich ankam war der Krankenwagen schon da und alle kümmerten sich liebevoll um meinen Papa. Ihr müsst wissen das ich die jüngste von drei Kindern bin und immer ein ganz besonderes Verhältnis zu meinem Papa hatte.....ich war sein Liebling. Sie brachten meinen Papa ins Krankenhaus und ich fuhr mit Mama hinterher. Im Krankenhaus sagten sie uns dann das seine Herzfrequenz viel zu hoch ist und sie unbedingt versuchen müssen das zu reduzieren. Also sollten wir dieses Jahr Weihnachten im Krankenhaus verbringen, aber egal Hauptsache zusammen. Am Tag nach Weihnachten würde es dann immer schlimmer und Papa kam auf die Intensivstation. Der Anblick dort machte mich fast wahnsinnig, das was die Ärzte uns sagten hat so richtig keiner von uns verstanden. Es hieß abwarten und beten. Er war fast nicht mehr ansprechbar, hat nur noch geschlafen und wenn er ein wenig wacher wurde, wusste er nicht wo er war und hat um sich geschlagen. Um sich selbst und die Pfleger zu schützen hat man ihn fixiert sagte man uns, für mich war er gefesselt. Mein Papa....mein großer Beschützer, mein bester Freund der immer für mich da war, lag vor mir wie ein kleines Baby das man noch gefesselt hatte. Ich werde den Anblick nie vergessen. Dieser Zustand dauerte Tage das hielt mich nicht davon ab ihn täglich zu besuchen. Als ich ein paar Tage später zu ihm ins zimmer kam, war ich überglücklich ihn in einem Rollstuhl zwar angeschnallt und mit einem Tischchen vor dem Bauch zu sehen. Ich wusste von nun an geht es wieder bergauf. Er war zwar noch sehr verwirrt aber das hatte ich einfach verdrängt. Am 10.1 kam er endlich wieder auf die normale Station. Es hieß seine Herzfrequenz ist wieder normal. Ich war so glücklich, das war für mich das schönste verspätete Weihnachtsgeschenk überhaupt. Es ging ihm von Tag zu Tag besser. Am dritten Tag auf normaler Station kamen 2 Physiotherapeuten und er ist mit seinem rolator schon durch das Zimmer gegangen, zwar langsam aber immerhin. Er hat schon wieder in seiner heißgeliebten Bildzeitung geblättert....es war einfach nur schön. Das war am Freitag den 13.1. ! Samstag morgen musste Michael arbeiten und ich bin zeitig aufgestanden weil ich mir so einiges vorgenommen hatte. Wir wollten nach der Arbeit ins Krankenhaus, deshalb bin ich nach dem Frühstück angefangen zu bügeln. Um ca. 11.30 Uhr klingelte mein Handy, als ich ans Telefon ging war der Arzt meines Papas am Telefon und faselte etwas von sollen wir ihren Vater reanimieren, ich war verwirrt und sagte das Papa eine vorsorgevollmacht hat.....aber warum fragen sie mich das? Das was mir der Arzt dann sagte riss mir den Fußboden unter den Füßen weg. Man hätte ihn im Rollstuhl bewusstlos vorgefunden und könnte noch nicht genau sagen was passiert ist. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe aber ich war samt meiner Mutter 30 Minuten später im Krankenhaus. Als wir in sein Zimmer kamen war er gerade zurück vom ct. Dann offenbarte man uns die schockierende Nachricht das mein Papa einen Hirninfarkt hatte. Jetzt standen wir da, meine Mutter, meine Schwester und ich und wussten nicht wie es weiter gehen soll.Bis wir dann realisiert haben das man uns gerade mitgeteilt hat das er stirbt. Ich kann euch gar nicht sagen was ich in dem Moment gefühlt habe. Eine Welt brach für mich zusammen und für mich war klar ich bleibe bis zu seinem letzten Atemzug. Minuten waren wie Stunden, viele seiner Enkel kamen um sich zu verabschieden es war einfach schrecklich. Ich wollte ihn nicht gehen lassen ich wollte das er bei mir bleibt. Als ich einmal an die frische Luft ging kam meine Freundin auf mich zu um mich in den Arm zu nehmen. Sie ist Pflegeassistentin im Krankenhaus und hatte mehr Erfahrung mit dem Tod als ich. Als sie ging sagte sie nur zu mir, wenn ich euch einen Tipp geben darf dann bleibt nicht mit so vielen Leuten bei ihm, ihr macht es ihm damit sehr schwer loszulassen und zu gehen. Jetzt waren Mama, meine Schwester Gaby mit ihrem Freund Bernd, mein Bruder und ich bei ihm. Wir haben ihn abwechselnd gestreichelt mit ihm gesprochen und waren einfach nur für ihn da. Es waren mittlerweile 11 Stunden vergangen und es wurde für uns alle unerträglich ihn so zu sehen. Ich habe innerlich so mit mir gekämpft, ich wollte ihn nicht allein lassen. 30 Minuten später war es für mich unerträglich und ich beikam einen weinkrampf nach dem anderen so das ich für mich entschied das ich das so nicht kann....ich musste gehen. Bernd erklärte sich sofort bereit mich nach Hause zu fahren. Unterwegs im Auto hatte ich so ein schlechtes Gewissen das es mich fast aufgefressen hat, ihn allein gelassen zu haben. Zu Hause angekommen wollte Michael mein Mann das ich erst einmal etwas esse, aber das könnte ich nicht ich wollte einfach nur noch ins Bett ich war am Ende meiner Kraft. Um 0.15 lagen wir im Bett, Michael hat mich fest in seinem Arm gehalten und ich bin irgendwann eingeschlafen. Ich weiß nicht genau was dann passiert ist, es war ein Windzug ein Hauch oder eine Berührung. Ich bin hochgeschnellt und habe sofort auf die Uhr geschaut 1.20 Uhr. Ich hatte meine Schwester gebeten mir zu schreiben wenn sich etwas verändert, ich wollte so schnell wie möglich runter auf mein Handy schauen. Ich bin hoch, Michael fragt sofort wo willst du den jetzt schon wieder hin? Bist doch gerade erst eingeschlafen?Ich sagte nur „ich muss zur Toilette“. Ich bin runter und habe sofort auf mein Handy geschaut....aber nichts. Bin dann wirklich zur Toilette und habe mir dann in der Küche eine Zigarette geraucht. Dann macht es Bing auf meinem Handy .....mein Atem stockte und wieder das schlechte Gewissen. 1.24 Uhr Nachricht von Gaby „ Papa hat es geschafft“ ich war unsagbar traurig aber ich könnte nicht mehr weinen! Als ich am nächsten Tag die todesurkunde in meiner Hand hielt und gelesen habe Todeszeitpunkt 15.01.2017 1.20 Uhr ,wusste ich das er beim mir war um sich zu verabschieden, er war mir nicht böse das ich nicht bei ihm geblieben bin! Heute weiß ich das ich ihm das gehen leichter gemacht habe. Er war da um aufwiedersehn zu sagen das erfüllte mein Herz mit so viel Wärme.... ich war erleichtert.....denn „einmal sehen wir uns wieder“ seit diesem Tag glaube ich an ein Leben danach. Papa Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen.