Hans-Jürgen Wiesmann

Hans-Jürgen Wiesmann

† 22.09.2007 in Soest
Erstellt von Westfälischer Anzeiger

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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Hans-Jürgen Wiesmann, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

24.09.2007 um 20:45 Uhr von VRS
Es war eine regelrechte Naturwissenschafts-Show, die im alten Physiksaal des Archi mit seinem aufsteigenden Holzgestühl zwei Stunden lang über die Bühne ging. Selbst Mitschüler, die mit Physik wenig bis gar nichts am Hut hatten und auf "Mangelhaft" abonniert waren, schwärmen noch heute von den Samstagmorgen mit Hans-Jürgen Wiesmann. Was immer danach noch folgte: der Lehrerausbilder, der Autor von Fachbüchern, der liebenswürdige Chef des Conrad-von-Soest- Gymnasiums - er war vor allem ein erstklassiger Lehrer. 1939 in Bochum geboren, in der Soester Börde groß geworden, besuchte er das Alde und legte hier 1959 sein Abitur ab. Nach dem Studium der Mathematik und Physik und einigen Junglehrerstationen im Ruhrgebiet und in Arnsberg kam er 1973 ans Archi und verzichtete hier als erster Naturwissenschaftler auf den weißen Kittel, den seine Vorgänger beinahe talarmäßig und unnötig würdevoll überzustreifen wussten. Abgestreift hatte er auch jeglichen Anflug von Kreide-Physik. Die Stunden waren gefüllt mit Experimenten und hautnaher Realität. 1987 wechselte Wiesmann zum Convos, um hier die Chefstelle zu übernehmen. Was zuvor seinen Unterricht ausgemacht hatte, bestimmte fortan auch die Schulleitung: Kompetenz, Freundlichkeit, Kollegialität, Ansporn. Und alles gepaart mit einem Schuss sportlicher Fairness, die er als langjähriger Handball-Referee mit in den Schulalltag gebracht hatte. Ihm standen beinahe Tränen der Rührung in den Augen, als er zusammen mit "seinen" jüngeren Lehrern im Jahr 2000 den "Westfälischen Friedenspreis" einheimste - als herausragende Anerkennung für das internationale Engagement der Schule. Damals wusste er bereits von seiner schweren, tückischen Krankheit. Viele Monate hatte sie in an Klinik und Bett gefesselt. Als Mann über 60 hätte er sich nach der Genesung gut und gern pensionieren lassen können. Doch ein vorzeitiger, von schnöder Maladie erzwungener Abschied von der Schule? Nicht mit ihm. Er kam wieder und prägte weiterhin das Gymnasium im Westen - bis ins 64. Lebensjahr. Die wenigen Jahre, die ihm danach vergönnt blieben, waren wiederum beschwert durch Krankheit. Sie nahm ihm am Ende jegliche Kraft, jegliche Perspektive. Für seine Frau, seine beiden Kinder, deren Familien, für seine Kollegen und sicherlich für die unzähligen Schüler, die er gefördert und begeistert hat, mag es bei allem Schmerz ein Trost sein, dass dieser Leidensweg zu Ende gegangen ist. (hs)