Elvira Crummenerl

Elvira Crummenerl

geb. Thieme
* 02.10.1927
† 02.02.2012 in Münster
Erstellt von Westfälischer Anzeiger

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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Elvira Crummenerl, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Von trauer.de Redaktion, Hamm

07.03.2012 um 18:16 Uhr von VRS
Engagement aus Liebe zu ihrem Kind Eine engagierte Lüdenscheiderin, die sich über viele Jahrzehnte für Menschen mit Behinderungen und deren Akzeptanz in der Gesellschaft eingesetzt hat, ist tot. Am 2.Februar starb Elvira Crummenerl, Gündungsvorsitzende der Lebenshilfe Lüdenscheid, im Alter von 84 Jahren. Sie hat mit ihrem Engagement nicht nur in Lüdenscheid, sondern deutschlandweit eine Menge erreicht. "Die Nachricht vom Tod von Elvira Crummenerl hinterlässt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und bei den Vereinsmitgliedern große Betroffenheit und Trauer", sagt Friedrich Linden, Vorsitzender der Lebenshilfe. Am 12. Oktober 1961 - vor rund 50 Jahren - gründete Elvira Crummenerl gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern, den Verein "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind" in Lüdenscheid und wurde für zwei Jahre dessen 1. Vorsitzende. Der Grund für ihr Engagement: 1958 war ihr Sohn mit einer Behinderung zur Welt gekommen. Sie hat gekämpft und selbst immer wieder Neues über Autismus gelernt - denn esgab keine Therapeuten oder Ansprechpartner, bei denen sie sich Hilfe oder Rat hätte holen können. "Dabei half ihr nicht nur eine pädagogische Begabung, sondern auch ihre große Liebe zu ihrem behinderten Kind", so Linden. Und so sorgte sie schließlich selbst dafür, dass Eltern Hilfe bekommen: Im Juli 1970 gründete sie den heute auf Bundesebene arbeitenden Selbsthilfeverein "Hilfe für das autistische Kind", der später umbenannt wurde in "Bundesverband Autismus Deutschland". Dieser Verein gab die wesentlichen Impulse zum Wandel in der Autismustherapie. Ohne diesen Verein gäbe es das heute weit über Hamburg hinaus wirkende Therapiezentrum des "Hamburger Autismus Institut" nicht. Sie war außerdem Mitinitiatorin der Tagesstätte für geistig behinderte Kinder in Lüdenscheid, aus der 1978 die "Schule an der Höh" wurde. Um so mehr wiegt dieses Engagement, weil es in einer Zeit geschah, in der die Eltern autistischer Kinder Schuldzuweisungen erfuhren. Noch bis in die 1980er-Jahre hinein wurde Fehlverhalten der Eltern als Ursache für Autismus angenommen. Friedrich Linden sagt, entscheidend sei wohl ihr Wille gewesen, vor der Behinderung "Autismus" nicht zu kapitulieren. Unter dem Pseudonym "Gerda Thieme" schrieb sie ihre Erfahrungen 1971 in dem Buch "Leben mit unserem autistischen Kind" nieder - "ein ergreifender Bericht über die Möglichkeiten und Grenzen der Hilfe für ein autistisches Kind im Elternhaus." Elvira Crummenerl gab deutschlandweit die entscheidenden Anstöße dafür, dass Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft anerkannt, würdevoll behandelt, therapiert und gefördert werden. Für diese Verdienste wurde sie 2006 mit dem Hans-Prinzhorn-Klinik-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ausgezeichnet. Die Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer ehrt damit Menschen, die sich durch ihre Arbeit und ihr Wirken mit psychisch kranken Menschen besonders verdient gemacht haben. Bis zuletzt hat Elvira Crummenerl die Arbeit der Lebenshilfe Lüdenscheid positiv begleitet. "Wir haben ihr unendlich viel zu verdanken und werden sie niemals vergessen", sagt Friedrich Linden.